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Der Vagusnerv: Schlüssel zu einem regulierten Nervensystem

Aktualisiert: 8. Sept.

Der Vagusnerv: Schlüssel zu einem regulierten Nervensystem

Der Vagusnerv – auch bekannt als der „zehnte Hirnnerv“ – ist der längste und vielseitigste Nerv im menschlichen Körper. Sein Name stammt vom lateinischen „vagus“, was „umherschweifend“ bedeutet – und genau das tut er: Er verläuft vom Hirnstamm über Hals, Brust und Bauchraum und verbindet dabei Gehirn, Herz, Lunge, Magen und Darm. Doch der Vagusnerv ist weit mehr als nur ein physisches Gebilde. In den letzten Jahren hat die Neurowissenschaft immer deutlicher gemacht, dass er eine zentrale Rolle bei unserer psychischen Gesundheit, unserem emotionalen Gleichgewicht und unserer Fähigkeit zur Selbstregulation spielt.


Die Rolle des Vagusnervs für die psychische Gesundheit


Unser Nervensystem ist in zwei Hauptbereiche unterteilt: das sympathische Nervensystem, das für Kampf-oder-Flucht-Reaktionen zuständig ist, und das parasympathische Nervensystem, das für Ruhe, Erholung und Regeneration sorgt. Der Vagusnerv ist der wichtigste Teil des parasympathischen Systems. Er wirkt wie ein Bremspedal für Stressreaktionen und aktiviert Prozesse, die Entspannung, Heilung und innere Ruhe ermöglichen.


Wenn der Vagusnerv gut funktioniert – also eine hohe Vagusnerv-Aktivität vorliegt –, sind wir in der Lage, nach stressigen Situationen schnell wieder in einen Zustand der Ruhe zurückzukehren. Diese sogenannte vagale Tonus steht in direktem Zusammenhang mit psychischer Stabilität. Menschen mit einem hohen vagalen Tonus sind belastbarer, können Emotionen besser regulieren und sind weniger anfällig für Angstzustände, Depressionen oder Burnout.


Umgekehrt kann eine dysregulierte Vagusfunktion dazu führen, dass wir chronisch im Stressmodus verbleiben. Das bedeutet: Schlafprobleme, emotionale Reizbarkeit, Verdauungsstörungen, soziale Ängste oder sogar Panikattacken können die Folge sein. In der Psychotraumatologie ist der Vagusnerv deshalb ein zentrales Thema, da viele traumatisierte Menschen Schwierigkeiten haben, ihr Nervensystem zu beruhigen – ein Zustand, der durch gezielte vagale Stimulation verbessert werden kann.


Wege zur Regulation des Nervensystems


Die gute Nachricht: Wir können die Aktivität unseres Vagusnervs bewusst fördern und damit unser gesamtes Nervensystem in Balance bringen. Diese Fähigkeit wird auch als Neurozeption bezeichnet – also die unbewusste Wahrnehmung von Sicherheit oder Gefahr. Durch bestimmte Methoden können wir unserem Körper signalisieren: „Du bist sicher“, was eine vagale Aktivierung bewirkt.


Hier sind einige bewährte Methoden:


1. Tiefes, langsames Atmen

Der Vagusnerv ist stark mit der Atmung verbunden – insbesondere mit dem Ausatmen. Wer langsam, tief und rhythmisch atmet, aktiviert direkt das parasympathische System. Eine gute Übung ist die 4-7-8-Atmung: 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden halten, 8 Sekunden ausatmen. Diese Atemübung hilft auch perfekt bei Einschlafschwierigkeiten.


2. Singen, Summen, Brummen

Die Vibrationen beim Singen oder Summen stimulieren den Vagusnerv über den Kehlkopf. Auch Mantras oder Klangschalen wirken auf ähnliche Weise. Besonders das Brummen (z. B. beim Summen des Buchstaben „M“) kann beruhigend auf das Nervensystem wirken.


3. Kälteexposition

Kalt duschen oder das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen aktiviert ebenfalls den Vagusnerv. Diese kurzfristige Reizsetzung trainiert die Regulation und kann langfristig die Resilienz stärken.


4. Meditation und Achtsamkeit

Achtsamkeitsübungen helfen, den Geist zu beruhigen und die Wahrnehmung auf den gegenwärtigen Moment zu lenken – ein Zustand, der die vagale Aktivität fördert. Besonders Körperreisen, Yoga Nidra oder achtsames Gehen wirken hier effektiv.


5. Berührung und soziale Verbindung

Der Vagusnerv reagiert sensibel auf zwischenmenschliche Nähe. Umarmungen, liebevolle Worte oder Blickkontakt setzen Oxytocin frei – das sogenannte „Kuschelhormon“, das Sicherheit und Geborgenheit vermittelt.


6. Traumatherapie

Methoden wie Somatic Experiencing (nach Peter Levine), EMDR oder Polyvagaltherapie zielen explizit darauf ab, das Nervensystem zu regulieren und alte Überlebensmuster aufzulösen. Auch Körperpsychotherapie kann dabei helfen, chronische Anspannung loszulassen und neue neuronale Muster zu etablieren.


Vorteile eines regulierten Nervensystems für mentale und emotionale Gesundheit


Ein stabiler Vagusnerv bringt enorme Vorteile mit sich:

  • Besserer Schlaf durch weniger nächtliche Anspannung

  • Gesteigerte Konzentration und geistige Klarheit

  • Emotionale Ausgeglichenheit, da Gefühle nicht überhandnehmen

  • Geringere Reizbarkeit und mehr Geduld im Alltag

  • Höhere Resilienz in stressigen Lebenssituationen

  • Stärkere Intuition und feinere Wahrnehmung des eigenen Körpers


Vor allem in der heutigen, hektischen Zeit, in der viele Menschen dauerhaft im „Sympathikus-Modus“ leben – also im Zustand innerer Anspannung – ist die bewusste Regulation des Nervensystems ein Akt der Selbstfürsorge und Heilung.


Der Vagusnerv in Twin Flame Verbindungen


In sogenannten Twin Flame Verbindungen – tiefen, oft spirituellen Beziehungen zwischen zwei Seelenpartnern – spielt das Nervensystem eine entscheidende Rolle. Diese Verbindungen können tief transformierend sein, bergen aber oft auch intensive emotionale Turbulenzen, Trigger und Schattenarbeit. Hier stößt das Nervensystem oft an seine Grenzen.


Wenn beide Partner nicht gelernt haben, ihr eigenes Nervensystem zu regulieren, kann die Beziehung durch emotionale Dysregulation, Co-Abhängigkeit oder Rückzugsverhalten stark belastet werden. Der Vagusnerv ist hier der Schlüssel: Nur wer in sich selbst Sicherheit finden kann, kann echte Nähe zulassen, ohne sich zu verlieren. Ein reguliertes Nervensystem ermöglicht es, mit den oft intensiven Emotionen einer Twin Flame Verbindung bewusst und liebevoll umzugehen.


Gleichzeitig erlaubt es der Vagusnerv, Mitgefühl, Präsenz und emotionale Authentizität zu entwickeln – alles essentielle Qualitäten für diese besondere Seelenverbindung. Wer gelernt hat, in sich selbst zu ruhen, kann auch die intensive Energie der Verbindung besser halten – ohne sich darin zu verlieren.


Fazit


Der Vagusnerv ist mehr als nur ein körperlicher Nerv – er ist ein energetisches Bindeglied zwischen Körper, Geist und Seele. Wer ihn versteht und lernt, ihn zu aktivieren, findet den Schlüssel zu mehr innerem Frieden, emotionaler Stabilität und einer tiefen Verbindung zu sich selbst – und anderen. In einer Zeit kollektiver Anspannung ist die Arbeit mit dem Nervensystem keine Luxusmaßnahme, sondern eine notwendige Praxis für wahre Heilung.


Buchempfehlung: Heilen mit dem Vagusnerv von Amanda Armstrong



Heilen mit dem Vagusnerv

Für alle, die sich tiefer mit dem Thema auseinandersetzen möchten, ist das Buch Heilen mit dem Vagusnerv von Amanda Armstrong eine absolute Empfehlung. Auf verständliche und zugleich fundierte Weise erklärt die Autorin die komplexe Funktionsweise des Vagusnervs und zeigt auf, wie man durch einfache Übungen und Lebensstiländerungen sein Nervensystem nachhaltig regulieren kann.


Besonders beeindruckend ist, wie Amanda Armstrong den Bogen zwischen moderner Neurowissenschaft und praktischer Anwendung schlägt. Sie erklärt, warum viele psychische Beschwerden – von Angstzuständen über Depressionen bis hin zu chronischer Erschöpfung – ihre Wurzel in einem dysregulierten Nervensystem haben. Das Buch enthält zahlreiche Übungen zur Selbsthilfe: von Atemtechniken über Bewegungsimpulse bis hin zu Achtsamkeitspraktiken, die direkt auf den Vagusnerv wirken. Besonders hervorzuheben ist auch die anschauliche Übung, um herauszufinden, ob der eigene Vagusnerv reguliert oder dysreguliert ist.


Ein weiterer Pluspunkt ist die empathische Sprache, in der das Buch geschrieben ist. Amanda Armstrong versteht es, den Leser nicht nur zu informieren, sondern auch emotional zu begleiten. Sie spricht offen über ihre eigene Heilungsreise und schafft dadurch einen sicheren Raum, in dem sich viele Leser*innen wiedererkennen werden.

Wer auf der Suche nach einem praxisorientierten, ganzheitlichen und gleichzeitig wissenschaftlich fundierten Weg ist, um mehr emotionale Stabilität und innere Ruhe zu finden, wird in Heilen mit dem Vagusnerv ein wertvolles Werkzeug entdecken.

Collabs.

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